Sonntag, 22. April 2012

Zeitreise nach Pjöngjang

Heute gibt's mal was anderes. Ich habe folgenden Artikel kürzlich in der Zeitung gelesen.
Sehr interessant...




«Aktuelle Bilder zeigen: Sixties-Design scheint in Nordkorea der letzte Schrei zu sein. Harmonisch kombiniert mit jeder Menge Agitprop. Ein nicht ganz ernst gemeinter Augenschein.

Anlässlich des 100. Geburtstags von Nordkoreas Staatsgründer Kim Il Sung lud der aktuelle Machthaber Kim Jong-Un Medienleute aus aller Welt zu einer mehrtägigen, geführten Pressereise ein. Dabei entstand eine Unmenge von Bildern aus einem Land, in dem die Zeit stehengeblieben zu sein scheint.

Sixties-Design trifft auf Agitprop
Zu sehen sind Räume im Sechzigerjahre-Stil und Design, wie wir es aus den Science-Fiction-Filmen aus dieser Zeit kennen. Dazu gesellen Sozialistischer Realismus und natürlich Agitprop. Ein Mix, der verblüffend modern wirkt, wie obige Bildstrecke zeigt.
Dabei sollte nicht vergessen werden, dass Nordkorea ein völlig isoliertes Land ist, das von einem privilegierten Regime mit eiserner Hand geführt wird. Um den Staatsgründer und seine Nachfahren wird ein gigantischer Personenkult betrieben. Laut Menschenrechtsorganisationen sitzen über 150 000 Menschen als politische Gefangene in Straflagern. Das Volk leidet seit Jahren unter Hunger und bitterer Armut.»

 

Sonntag, 15. April 2012

Nordkoreanische Volksarmee - Unterernährung (Report Part 5)

Ich bin wieder aus meinem Kurzurlaub zurück. Dann darf es doch gleich mal losgehen ;-)

Weshalb "Part 5"?
Das liegt daran, dass ich die Seite vom aktuellsten Post zum ältesten übersetze. Rimjin-Gang erscheint nur alle 2 Monate, und bis dahin dürfte ich ca. die Hälfte abgearbeitet haben. Ich werde die Posts etwas kürzer verfassen, evtl. gibts dann zwei Mal die Woche was auf die Augen.

Anfänglich gibt es wohl etwas längere Pausen zwischen den Posts (ca. 1 Woche). Ich muss mich erst daran gewöhnen und die Zeit einteilen. Ausserdem ist es motivierender, wenn etwas mehr Leser hier wären :-)






Folgendes Bildmaterial zeigt die kritische Ernährungssituation innerhalb der Nordkoreanischen Armee, genannt "People's Army". Geschossen wurden die Bilder von Gu Gwang-ho, einer der nordkoreanischen Undercover-Journalisten.

Entstanden sind die Fotos im Juli 2011 im Süden der Provinz Pjönjang. Auf einem kleinen Platz nahe des Marktes sitzen rund zehn junge Männer. Alles Soldaten, die ganz offensichtlich stark unterversorgt sind - sowohl Nahrungsmitteltechnisch als auch medizinisch. Der Anblick schockiert: Eingefallene Wangen, knochige Arme und Beine, krumme Haltung. Auch die Uniformen verstecken das Offensichtliche nicht.

Alle machen einen furchtbar abwesenden Eindruck


Gu Gwang-ho:"Es schmerzte mich, die abgemagerten Soldaten so zu sehen."
Gu wollte erfahren, wohin die Soldaten gebracht werden. Leider erhielt er vom Gruppenführer keinerlei Informationen. Also befragte er Anwohner, um Näheres zu erfahren.

Laut diesen handelt es sich bei den Soldaten um Sappeure.
Zur Info: Rund 50% aller Dienstleistenden der Volksarmee sind Sappeure. Sie werden hauptsächlich dazu eingesetzt, wichtige Infrastrukturen - wohl in erster Linie für die Armee - zu bauen.

Gu:"Ich hatte das Gefühl, die Soldaten seien Anfang 20. Der Gruppenführer berichtete mir, dass einige sogar noch jünger sind."

Auf dem nächsten Foto erkennt man einen Militärpolizisten, wie er die Formation aus Soldaten befehligt, sich hinter den Mauern zu halten. Es scheint, als hätte er die Anweisung, die unterernährten Männer vor den Anwohnern zu verstecken - zumindest bis zur Deportation. Gu berichtet, die Männer würden allem Anschein nach nicht mehr allzu lange durchhalten - sehr wahrscheinlich sterben sie bald aufgrund ihres schlechten Gesundheitszustand.

"Es ist nicht ungewöhnlich, Soldaten an Unterernährung sterben zu sehen. Sobald einer stirbt, wird die Familie darüber benachrichtigt. Die Todesursache: Krankheit. Allerdings sieht man den toten Körpern sofort an, weshalb sie das Leben verlassen hat. Trotz allen Bemühungen wissen die Leute sehr wohl über die miserablen Zustände in der Volksarmee Bescheid." 



Alle Bilder sind © von Asiapress.org

Montag, 9. April 2012

Zwei kurze Buchtipps

Es gibt über Nordkorea und ihre Flüchtlinge viele Bücher. Nur wie das halt so ist mit Büchern, gibt es gute und weniger gute...Da in Nordkorea selbst nur Bücher aus der Staatsbibliothek gelesen werden dürfen - die da logischerweise alles Bücher zu Propagandazwecke verwendet werden - werde ich keine aus diesen Bibliotheken vorstellen, wäre mir aber ehrlich gesagt auch viel zu viel Aufwand, ganz allein ;-)


Das erste Buch, das ich euch näher bringen will, heisst:

Lasst mich eure Stimme sein!

Das Buch, geschrieben von Soon Ok Lee, ist sehr schockierend. Es zeigt genau, was mit sogenannten Verrätern (z.B. Flüchtlingen) geschieht.
Kurz und knapp: Derjenige, der versucht zu flüchten, sieht seine Familie nie wieder. Denn sobald die Fluch aufliegt, verhaftet der Staat alle Angehörigen bis hin zum Urgrossvater, meist auf Lebenszeit.

Zitat des Buchrückens:
Sie glaubte der Propaganda und war eine bedingungslose Anhängerin von Kim Il Sung. Sie hatte eine gute Position in der Partei und teilte der Elite des Landes die begehrten Importgüter aus dem Ausland zu. Dann gerät sie durch eine Intrige in einen Machtkampf zwischen Partei und Sicherheitsapparat. Trotz ihrer Treue zur Partei wird Soon Ok Lee zu 13 Jahren Arbeitslager verurteilt und erträgt dort unvorstellbare Leiden. Christen werden am brutalsten behandelt und teilweise vor ihren Augen zu Tode gefoltert. Nach 6 Jahren überraschend entlassen, gelingt ihr die Flucht von Nord- nach Südkorea, wo sie selbst Christin wird.

Ich selber habe das Buch innerhalb von 4-5 Stunden gelesen, so sehr hat es mich gepackt.
Es ist nicht allein die Brutalität, die sehr detailliert geschildert wird, sondern die Gründe und Argumente, weshalb sie eingesperrt wurde.

Also bitte, jeder der nur ein klein wenig was über das "reale "Nordkorea wissen möchte: Als Anfang ein extrem wichtiges Buch und eines, das das Denken der Menschen ändern könnte, würde es wie Twilight oder wies heisst vermarktet werden.

Hier der Link



Buch Nr. 2 

Rimjin-gang - News From Inside North Korea, Volume 1 (NUR IN ENGLISCH)

Ihr habt es erratet. Es ist die erste Ausgabe des Magazin "Rimjin-Gang".
In dem Buch sind die wichtigsten Berichte, die interessanteste Fotografien und viel wissenswertes über die Politik - aus Sicht eines echte Nordkoreaner - zu finden.
Leider ist das Buch doch ziemlich teuer. Für 500 hochinteressantes Material bezahlt man ca. $120.00

Wenn man aber bedenkt, dass man mit dem Kauf diese Journalisten, die in Nordkorea tagtäglich ihr Leben aufs Spiel setzen, unterstützt...Da habe ich auch schon für dümmeres und sinnloseres Geld ausgegeben.

Für Kunden aus den USA
Für alle anderen Länder

Für die nächsten 4 Tage bin ich in den Ferien. Die ersten Post werden hier und da noch angepasst, da das Blog gestern gestartet hat :-) Verbesserungsvorschläge und eure Meinung zu den Bücher bitte posten :-)

Sonntag, 8. April 2012

Was ist Rimjin-Gang

Dann fange ich doch gleich mal an :-)

Nein, hier geht es nicht wieder darum, dieses Blog zu erklären. Das habe ich in "Über das Blog" bereits erklärt. Ich möchte das Uncover-Magazine vorstellen, welche Ziele es hat und wer dafür arbeitet.

Was heisst Rimjin-Gang?
Rimjin-Gang ist der koreanische Name des Flusses, welcher durch die entmilitarisierte Zone nach Südkorea fliesst. Gemäss einem der Reporter soll dies Sinnbildlich für das Tauschen von freien Meinungen zwischen Nord- und Südkoreanern - ihren Brüdern und Schwestern - stehen.

Rimjin-Gang wurde ursprünglich in Zusammenarbeit mit ASIAPRESS herausgegeben. Mittlerweile hat sich das Magazin unter der Leitung in Seoul "selbstständig" gemacht.

ASIAPRESS hat sich zum Ziel gesetzt, unabhängigen Journalismus im asiatisch Raum zu fördern.
Bekanntlicherweise gibt es - jetzt speziell in Nordkorea, aber auch in anderen Ländern - keinen freien Journalismus. Wer sich in Nordkorea aber das Recht herausnehmen will und eine Art Zeitschrift, Botschaften oder was auch immer verbreiten will - also etwas, dass nicht mit den offiziellen Staatsmedien propagiert wird -, wird sofort und ohne Gerichtsverhandlung in eines der berüchtigten Straflager deportiert. Meist auf Lebenszeit...

Hier schleust sich ASIAPRESS ein. Sie wollen sogar soweit gehen, dass richtige Massenmedien entstehen, so wie wir es auch kennen. Das Magazin erscheint alle zwei Monate in Koreanischer und Japanischer Sprache. Seit Kurzem werden einzelne Berichte auch auf Englisch übersetzt. Diese möchte ich ehrenamtlich jetzt auch auf Deutsch übersetzen.

1998 begannen sie an der Chinesisch-Koreanischen Grenze verdeckt Berichte zu verfassen, die sie am Hauptsitz in Osaka verarbeiteten und schlussendlich veröffentlichten.
Im Jahre 2004 rekrutierten sie Nordkoreaner und schleusten sie über die Grenze, um mit diesen Menschen eine Art Ausbildung durchzuführen.
Sie lernten, Videokameras zu bedienen, verdeckt zu arbeiten, um möglichst Nahe an die tagtägliche Realität zu gelangen.
Bis jetzt wurden über 100 Stunden Videomaterial erschaffen - und das in einem der repressivsten Ländern der Welt. Für mich eine unglaubliche Leistung.

Dann, 2007, wurden die ersten Insider-Berichte veröffentlich. Auch wenn wir hier im Westen nicht viel davon mitbekommen haben, möchte ich doch dieses Video anfügen.

Es ist das Video, dass wir in unseren News-Sendungen tagtäglich reingedrückt bekamen - ich nenne es Sensationsgeilheit. Jeder sollte es eigentlich bereits kennen...



Hat sich auch nur etwas geändert nach diesem Video? Obwohl wir alle in einer Reihe standen und diesem Regime den Kampf angesagt haben?

Klar, die Nordkoreaner sind die einzigen, die etwas an ihrem Leben ändern können. Dass das nicht ganz so einfach geht, werde ich in meinem nächsten Bericht anhand von Fakten aufzeigen...Fakten, die bislang nicht klar waren und eben erst durch Rimjin-Gang klar wurden!